BR16-08 Dublin-Falmouth

Törnbericht
Reise BR16-08 vom 30.Juli. bis 13.August 2016 von Dublin nach Falmouth
Autor: Bertold Bischof

Tide Up & Down – Rain On & Off

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Bericht einer Segelreise mit der Brigantia von Dublin über Cork, den Fastnet Rock und den Isles of Scilly nach Falmouth.

Was haben wir uns für Sorgen gemacht und was haben wir nicht alles eingepackt, um dem fürchterlichen Ruf des Wetters in der Keltischen See Widerstand zu leisten! Doch die Bemühungen waren umsonst. Und das war gut so!

Begonnen hat die Reise mit einer Nacht in Dublin, natürlich stilgerecht im Royal Marine Hotel in Dun Laoghair. Der Prachtbau aus dem Jahre 1828 überstrahlt den ganzen Hafen mit seiner wunderbaren Architektur und dem Charme von irischer Sommerfrische. Unsere Brigantia versuchte dagegen zu halten, und wir freuten uns sehr, als wir das tolle Schiff von der Vorcrew übernehmen konnten. Ein bischen Heimat bist du uns ja schon geworden, liebe Brigantia! Den zweiten Abend verbrachten wir im Royal Irish Yachtclub, wo wir vom Vize-Commodore freundlichst empfangen wurden. Das imposante Clubhaus soll das erste seiner Art weltweit sein. Es verschlug uns schier die Sprache vor soviel Eleganz, Noblesse, Geschichte und sportlichem Enthusiasmus.

Aber es nützte ja alles nichts, wir mussten los und starteten nach einem Einsegeltag zu einer sehr beschwerlichen langen Nachtfahrt nach Cork. Die Seehunde winkten uns zum Abschied freundlich zu, vielleicht wussten sie mehr als wir. Die 160 sm in einem Stück führen in diesem Revier mit Gewissheit auch mal zu Situationen, die man so nicht wollte: am Tusk Rock hat es uns dann erwischt: 6 Windstärken gegenan und Strom in die absolut falsche Richtung. Selbst mit Unterstützung der Maschine kamen wir kaum voran. Dennoch mussten wir da durch, und nach drei üblen Stunden waren wir um das Kap herum und unsere grauen Gesichter bekamen wieder eine gesunde Farbe.

Black Point

Der Irische Sommer präsentierte sich ab nun in seiner besten Laune. Moderate Winde, viel Sonnenschein, nur wenig Regen und ganz selten Nebel. „Wenn Engel reisen, dann lacht der Himmel", so besagt ein altes Sprichwort.

Unser Weg führte uns zum Royal Cork Yacht Club in Crosshaven. Er wird landläufig als ältester Yachtclub der Welt gehandelt, der 1720 gegründet wurde. Viel war da aber nicht zu sehen und so fanden wir Zeit, ins gegenüberliegende Cobh zu pilgern, dessen Hafen die Titanic am 11. April 1912 anlässlich ihrer Jungfernfahrt als letzte Station vor der Tragödie besucht hatte. Es ist unglaublich, was dieser Ort heute noch bei den tausenden Touristen für eine magische Anziehungskraft hat.

Uns führte der Weg in einem wunderschönen Segeltag weiter entlang der phantastischen Kulisse der irischen Küste nach Kinsale. Und wieder waren wir sprachlos, diesmal aber von musikalischen Eindrücken übermannt. In der ersten Bar tollste Livemusik und eine Halfpint Guiness, in der nächsten Bar wieder tollste Livemusik und eine weitere Halfpint Murphys, in der nächsten Bar abermals tollste Livemusik und eine weitere Halfpint Murphys, in der nächsten Bar schon wieder tollste Livemusik und (hicks) noch eine Halfpint Murphys, in der nächsten Bar machte die Musik endlich Pause und so kamen wir bestens gelaunt endlich wieder auf unsere Brigantia.

Sherkin Island

So tingelten wir gemütlich der irischen Süd-Ost Küste entlang weiter nach Baltimor, wo wir auf guten Wind für die 180 sm auf die Isles of Scilly warteten. Wir genossen die lokale Spezialität „Guiness and Oyster" und ließen uns von der überbordenden Lebensfreude der Iren anstecken. Natürlich haben wir uns auch die extremen Steilküsten aus nächster Nähe angesehen, doch diesmal lieber vom Land aus. 100 mtr senkrecht abfallende kohlrabenschwarze Steinwände. Nicht einmal Vögel sind da heimisch. Einen weiteren Tag verbrachten wir auf Sherkin Island, das vom Nebel in ein zauberhaftes Licht getüncht war. Die Vegetation überbot sich mit zahlreichen Variationen von Fresien und Fuchsien. Das war für die Botaniker unter uns eine Sensation, für mich nur Unkraut. Aber als Entschädigung gab es ja eine wunderbare Halfpint Murphys, das hier als das bessere Guiness galt.

Auf dem Weg zu den Scillys ging es aber noch zum Höhepunkt unseres Törns, dem Fastnet Rock. Was haben wir uns nicht für Gedanken gemacht, wie wir den eindrucksvollen Leuchtturm fotografieren wollten. Vom Beiboot unter Spi? Von Osten oder von Westen? Von vorne oder von hinten? Doch leider begann der Tag sehr regnerisch und trüb, sogar Nebel drohte. Doch wie durch ein Wunder hatte der Wettergott just bei unserer Passage ein Einsehen, öffnete die Wolkendecke und ließ die Sonne durch ein imposantes Fenster auf den Fastnet Rock scheinen. Wir waren überglücklich.

Fastnet Rock

Die Überfahrt war mit achterlichen Winden und mäßiger Atlantikdünung ein seglerischer Hochgenuss. Sternenklarer Nachthimmel, zahlreiche Delphinschulen, leise Rauschefahrt mit ausgebaumter Genua, wunderbares Nachtsegeln. Und ganz plötzlich waren sie da, die Isles of Scilly, hineingeduckt ins Meer, kaum auszumachen, und doch wunderschön gelegen. Hier war nun tatsächlich der Ort gekommen, an dem das Captain's Dinner seinen würdigen Austragungsort gefunden hatte. Schon lange träumte ich davon, wieder einmal in der Bar „Maremaid" gleich am Hafen einkehren zu dürfen. Und nun war der Tag gekommen. Der Ausblick vom Diningroom zum Hafen war mehr als imposant und darüberhinaus lag am Strand ein trocken gefallener Gaffelkutter mit gesetzten Segeln.

Isles of Scilly

Schön langsam kam die Zeit, auch an das Ende des Törns zu denken, und so konnten wir nicht mehr viel Zeit in diesem Archipel verbringen. Weiter ging die Fahrt über Landsend, St. Michael's Mount, Newlyn und St. Mawes zu unserem Ziel Falmouth Harbour, dem drittgrößten Naturhafen der Welt. Glückskinder, wie wir es nun mal sind, fand gerade die Falmouth Week, ein phantastisches Segelspektakel mit unzähligen Regatten statt. Besonders imposant waren die alten Falmouth Working Boats, die früher zur Austernfischerei eingesetzt wurden. Heute segeln diese Relikte einer vergangenen Zeit auf Teufel komm raus um die Wette. Ein imposanter Anblick.

Falmouth Working Boat

Ein besonders herzlicher Empfang im Royal Cornwall Yacht Club schloss unseren Törn auf würdige Weise ab. Der Rear-Commodore schwärmte von der umwerfenden Geschichte seines Clubs, erzählte von den Segelikonen Robin Knox-Johnston, Ben Ainslie und Allen McArthur sowie den aktuellen J-Class Regatten. Wir fühlten uns, als wären wir live mit dabei gewesen. Zurück auf der Brigantia durften wir als letzten „Programmpunkt" ein riesiges Feuerwerk bewundern, das damit einen tollen Schlusspunkt für unseren Törn bildete. Danke Brigantia, du warst ein wunderbares Boot! Dank an meine Mitsegler, ihr ward eine wunderbare Mannschaft. Für mich war es ein wunderbarer Törn.

Bertold Bischof