Törnbericht BO 10/2016: Spätsommer auf der Ostsee
Spätsommer auf der Ostsee
Walter Kleine und seine Crew ( Henry Scheler, Norbert Kruschel, Ulf Podlesch, Christine Holz und Thilo Sander) hatten großes Glück mit dem Wetter im September.
Der Törn ging von Danzig nach Rostock. Nach drei Sommertagen in der quirligen Großstadt mit vielen schönen Eindrücken und buntem Treiben auf den Straßen bis spät in die Nacht begann unser Törn.
Die ersten vier Tage blieben wir noch in polnischen Gewässern. Hel, ein kleiner Ferienort mit überwiegend polnischen Gästen, gefiel uns sehr gut. Das Segeln entlang der Küste in Richtung Westen wurde erheblich erschwert durch militärische Übungen im Sperrgebiet, das wir sehr weit umfahren mussten. So wurde unser Reiseziel kurzerhand neu definiert: "Leba". Die 99 sm konnten wir zum größten Teil bei 12-18 kn Wind und ca. 7 kn Fahrt hinter uns bringen. Als der Wind auf 8-10kn runterging und der Kurs passend war, konnten wir den Gennaker setzen und mit seiner Hilfe das Reisetempo beibehalten. Ein erster Landtag war die Belohnung für 14 Stunden auf See. Wir mieteten Fahrräder und fuhren zu den Wanderdünen. Der heiße Sommertag lud zu einem Bad im 20 Grad warmen Wasser ein. Am nächsten Tag ging's in unseren letzten polnischen Hafen Kolberg (moderner Hafen, leer). Hier lernten wir das Kurbad mit seiner "Mole" kennen, speisten noch einmal im Lokal und fuhren am folgenden Tag hinauf nach Norden zu den dänischen Erbseninseln. Kräftiger Wind und Sonnenschein, wieder ein traumhafter Segeltag! Die Mannschaft ist begeistert von den Segelqualitäten unserer neuen BODAN V. Die Nutzer der beiden Achterkojen meinten: "Wir müssen dafür deutliche Abstriche beim Komfort hinnehmen." „Das Schiff ist eine Gazelle, die Kojen dagegen sind Zellen." Auf "Christiansø " angekommen und im Lee vertäut, konnte die Crew noch einen schönen Spaziergang über die Inselchen machen. Sehr lohnend! Es gibt dort einen Laden und ein Restaurant. Am Samstag folgte ein Segeltag mit 24-28 kn Ostwind und 2-3 m hohen Wellen. Unser Kurs führte mit achterlichem Wind nach " Hammer Hus" an der Nordwestspitze von Bornholm. Sehr gut geschützt und mit ordentlichen sanitären Anlagen fühlten wir uns gut aufgehoben. Im warmen Sonnenlicht des Nachmittags gefiel uns der Spaziergang durch die abwechslungsreiche Natur hinauf zur alten Burg besonders gut.
Am Sonntag dann der erste Tag ohne Sonnenschein. Unser Tagesziel Rönne war menschenleer und viele Restaurants bereits geschlossen. Wir waren uns schnell einig, Bornholm schon am Montagfrüh wieder zu verlassen und die lange Strecke nach Stralsund zügig anzugehen. Der Wind- und Wetterbericht prophezeite uns leichte Winde und Sonnenschein, was auch zutraf. Wir unternahmen immer wieder Segelversuche, aber der Leichtwind brachte die Segel in dem Kreuzgewell nicht stabil zum Stehen und so musste die Maschine wieder arbeiten. Die Strecke entlang der Ostküste von Rügen bot schöne Ausblicke und wir beendeten den Tag zwischen zwei Dalben vertäut vor der Zugbrücke von Stralsund. Am Dienstag um 8:20 h öffneten die Brücken (Bahn und Straße) und wir fuhren im morgendlichen Sonnenschein in die Citymarina von Stralsund ein. Die Hafenanlagen waren in Ordnung und die Gebühren wurden hier per Chipkarte genau abgerechnet. Der Dienstag wurde erneut ein Stadttag mit freier Zeit für individuelle Besichtigungstouren (Kirchturmbesteigung, Ozeaneum sehr lohnend, Gorch Fock 1). Am Mittwoch fuhren wir unter Motor durch die Fahrrinne zwischen Hiddensee und Rügen bis Schaprode an der Westküste von Rügen. Der kleine Hafen reichte gerade so für unsere BODAN V mit 2,40 m Tiefgang. Am Nachmittag nahmen wir das Fahrgastschiff nach Kloster auf Hiddensee und wanderten dort zum Leuchtturm „Dornbusch" ganz im Norden. Ein herrlicher Ausflug in die Natur: vom Turm ein weiter Blick aufs Meer bis Mön und nach Süden bis Stralsund. Wieder ein sehr lohnender Ausflug.
Nun folgte leider ein Tag ganz ohne Wind, sodass wir die Segel nicht auspacken konnten. Die Fahrt zum Zielhafen Rostock begann mit einem kurzen Aufsitzer im Schlick in unmittelbarer Nähe zur Fahrrinne. Die Angaben in der Karte (3,60 m) waren durch Aushub aus der Fahrrinne plötzlich auf 1,20 m verändert worden und so mussten wir uns rückwärts wieder freifahren. Zügig ging´s dann konsequent im Fahrwasser zur Nordspitze von Hiddensee und der „Dornbusch" wurde noch einmal betrachtet und gerundet. Auf See gab's wenig zu tun, der Autopilot steuerte zielstrebig nach Westen und so erledigten wir bereits erste Putzaufgaben während der Reise. Zum Auftanken liefen wir „Hohe Düne" an, ehe wir den Strom Warnow hinauf ca. 8 sm zum Stadthafen Rostock schipperten. Der Liegeplatz am Steg 1 war zum Crewwechsel bestens geeignet. Freitag war dann der übliche Großputztag und so konnten wir die BODAN V an 24.10. an Rüdiger und seine Crew übergeben.
Fazit: Ein Ostseetörn im September mit sommerlichen Temperaturen und keinem Tropfen Regen ist wohl einmalig und dank unseres neuen Bootes auch bei leichten Winden ein Segelvergnügen.
Christine Holz