Törnbericht BR 17/2016: Cap Verde - Martinique Teil 1

Bericht der Atlantiküberquerung

von Felix Höhener

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Trans-Atlantik 12. 2016

Tagebuchnotizen des Skippers

von Felix Höhener

Am Sonntag, als alle da waren, trafen wir uns zu den Vorbereitungsarbeiten. Schiffsübernahme, alles wird peinlichst genau nach Listen kontrolliert. Das Rigg von oben bis unten zweimal durchgecheckt, einkaufen, Einweisungen, Jobs verteilen wie Co-Skipper, Maschinist, Navigator etc. und diverse Notrollen: „Wer macht was, wenn" – Brand ausbricht, - Wasser einbricht, - wie das Schiff verlassen, - Unfall, - Krankheit, etc. Auch der Montag diente diesen Arbeiten, speziell aber der Ausklarierung. Wir verlassen das Land. Der Skipper muss die Crew und das Schiff bei Zoll und Immigration abmelden. Der Dienstag galt den Auslauf-Vorbereitungen. Wassertanks nachfüllen, Hafen abrechnen und abmelden, Ablegen besprechen. Um 11 Uhr war es dann soweit: wir wollen los. Auf Grund des starken Windes mit Böen können wir dies nicht selber. Der Hafen -Kapitän kommt mit seinem Dingi zu Hilfe. In der Bucht dann noch ein paar Übungen mit MoB, Rettung, Ankermanöver, Segel setzen, reffen und dann Anker hoch und los. Punkt 12 Uhr verlassen wir die Insel.

1.Tag auf See: 6.12.
Auf Grund von Wettervorhersagen setzen wir das Groß in das erste Reff und die kleine Genua wird gesetzt. So segeln wir los gen Süden durch die Inseln von Kap Verde. In den Inseln haben wir starke Böen. Zum Zvieri gibt es nochmals Werners „Kaffeechränzli", zum letzten Mal Kaffee und Kuchen. Gegen Abend treffen wir auf das offene Meer. Mit Kompasskurs 270 Grad ziehen wir los. Den Wacheplan hatten wir zur Probe schon am Montag eingeführt. Jetzt aber hat er Gültigkeit und wird streng angewendet. Nachts 1 1/2 Stunden Begleit- und 1 1/2 Stunden Steuerwache, tagsüber 2 Stunden rollierend mit einer Begleitwache. Uwe unser Koch ist von der Tageswache befreit. Er ist für die Verköstigung und das Wohl der Crew verantwortlich. So geht es in die erste Nacht mit halb bis achterlichem Wind. Die abtretende Nachtwache hat die Kladde (Logbuch) zu führen. Über Nacht gibt es nichts Spezielles im Vermerk: der Skipper ist beruhigt.

2. Tag auf See
Bei Tagesanbruch begleitet uns eine Delphinschule. Mit den Tümmlern auf dem Vorschiff zu beobachten ist nix, unsere Abmachung heisst: „Nur bei speziellen Vorkommnissen auf Deck, angebunden und beobachtet vom Cockpit aus". Um 12 Uhr erster Etmal-Eintrag unserer Reise. Fast perfekt 262 Grad und 160 sm Etmal (Reiseleistung in Seemeilen in 24 Stunden). Kompaskurskorrektur um 8 Grad nach Nord. Unser Smutje bedient uns mit Mittagshäppchen, Thonsalat mit Peperoni. Plötzlich Wal in Sicht. Tatsächlich 20 m nebenan ein Wal, zieht ganz einsam seinen Kurs. Was wenn wir ihn gerammt hätten? Mit einem Blas verabschiedet er sich. Auch Delphine zeigen sich wieder. Die Wache meldet, der Wind lässt nach. Wir müssten anluven und dadurch mehr Nord fahren oder eine andere Segelstellung anwenden. Wir baumen die kleine Genua aus, sodass wir mit dem Gross zusammen einen schönen Vorwindkurs unter Schmetterling bekommen. Der Baum wird fest verzurrt, damit die Genua jederzeit gerefft werden kann. Der Grossbaum wird mit dem Bullenstander gesichert, so dass nichts passieren kann. Mit dem riesigen Nachteil, dass wir bei einem MoB Manöver sehr eingeschränkt sind. Die Brigantia läuft wunderbar, ist ganz bequem, leicht auf Vorwindkurs und achterlichen Wellen zu steuern. Wir laufen bei 15 kn Wind bis zu 8 Knoten. Wir wissen aber auch, es ist ein heikler Kurs. Wir warten gespannt auf den Sonnenuntergang. Leider verdecken ihn die Wolken. Nichts mit Green Flash. (Der letzte Blitz der Sonne beim Untergehen, nur zu sehen bei klarem Wetter mit guter Sicht und ohne Wolken). Uwe' s
Arbeit, Gemüsesuppe mit Nudeleinlagen.

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3. Tag auf See
Ein schöner Tag auf See beginnt mit prächtigem Sonnenaufgang. Die Nacht ohne besondere Vorkommnisse. Der Wind hat sich gehalten mit seinen 10-15 Knoten. Die Welle ist etwas schwächer geworden. Auch unser Ausbaumrigg und die Segelstellung haben sich bewährt. Werner und Peter sind auf Wache und geniessen den Sonnenaufgang. Wachwechsel: Rainer schleicht daher und übernimmt die Begleitwache, Peter geht von der Begleitwache zur Steuerwache und Werner geht in die Freiwache (Abwaschen). Auch Uwe rauscht an und macht für die ersten ein Spiegelei. Die Bordroutine hat sich eingeschliffen, es läuft schon vieles automatisch ab. Jeder hat seinen Job. Claus bringt schon den neuen Wetterbericht, der uns von «Wetter Welt» täglich über Satellitentelefon per Mail zugesandt wird. Segeltechnisch gibt es keine Änderungen. Da wir schneller unterwegs sind als geplant, müssen wir einen westlicheren Wetterausschnitt anfordern. Eine Mail an den Webmaster, für unseren Blog. Unser Skipperanwärter Claus macht den 12 Uhr Eintrag in der Karte. Wenig Abweichung vom Kurs und 165 sm. Zum ersten Mal stellen wir die Zeit um eine Stunde zurück. Wir sind jetzt zwei Stunden hinter MEZ und eine hinter UTC zurück. Zum Mittagessen, Spargelsuppe mit Würstli . Mit rumliegen, lesen, Musik hören und schon wieder auf die Nacht vorbereiten, wird es Abend. 20 Uhr, Nachtessen: Reis, Gemüse und Fleisch. Dann ab in die Koje, Vorschlafen für die ab 22 Uhr beginnende Nachtwache.

4. Tag auf See
Immer das Gleiche, wunderbarer Sonnenaufgang. Auch heute haben wir die Nacht reibungslos überstanden: Keine speziellen Vorkommnisse. Um 8 Uhr beginnt langsam das Leben auf dem Schiff. Der eine und andere kriecht aus der Koje und bedient sich am Morgentisch. Leichte Verstimmungen, Erkältungen machen sich bemerkbar. Duschen wird gewünscht. Werner versucht die Aussendusche einzurichten. Das Unterfangen zeigt sich später als umständlich. Die Kübeldusche setzt sich durch.

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Smutje Uwe ist schon wieder am Vorbereiten des Mittag- und Abendessens. Um 12 Uhr UTC wieder Wetterabruf und Etmal Eintrag. Alle sind gespannt: was über 140 sm liegt, ist gut. Die neue Prognose von «Wetter Welt» verspricht ab morgen mehr Wind. Bis jetzt segeln wir bei 10-15 kn Wind und einer Welle von gut zwei Metern in 10 Sekunden dahin. Das reicht uns zu Etmalen von 175 sm heute, 165 sm gestern und 163 sm am Tag vorher. Die Meinungen gehen auseinander. Ausreffen oder gerefft lassen. Letzteres setzt sich durch. Ein Grundsatz des Skipper's heisst: nachts möglichst schlafen können. Wir haben immer noch den gleichen Kurs und gleiche Segelstellung wie nach dem Start und haben nach drei Tagen schon 503 sm von ca 2100 sm hinter uns. Einhellige Meinung: Es läuft gut! Peter beschäftigte sich mit Fischen. Gestern wurde ein Köder abgerissen. Petri heil! Er hat Fischerglück. Er hat eine schöne, grosse Goldmakrele an der Angel. Schnaps, Messer und Holzunterlage wird bereitgestellt. Er zieht sie rein,- wir sind zu schnell. Beim Hochheben auf das Schiff, ein kräftiger Schlag mit der Flosse (eine Watsche) und sie reisst los. Schade — Fisch weg. Ein zweiter, jedoch nur ein kleiner haut ab. Fischer haut auch ab und Smutje Uwe macht Nachtessen ohne Fisch! Kohleintopf mit Chorizo. Das Essen wird wie immer aus Schlüsselchen eingenommen, Teller werden nicht gebraucht es ist zu unruhig. Dann erneut, gute Nacht.