Törnbericht BR 17/2016: Cap Verde - Martinique Teil 2

Bericht der Atlantiküberquerung

von Felix Höhener

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 5. Tag auf See
Es gibt nichts Neues, alles wie am gestrigen Tag. Der Mond begleitet die Nachtfahrt und wird immer heller. Um 4 Uhr verabschiedet er sich –stockdunkel, von hinten nur Rauschen der Wellen kein Sicht. Was wenn eine Welle quer kommt. Um 12 Uhr neuer Tageseintrag: 181 sm Etmal, gesamt 684 sm. Wir korrigieren unseren Kurs um weitere 5 Grad auf 280 Grad. Der Generator muss auch wieder ran. Er bedient uns seit gestern mit Strom. Ab dem 4. Tag läuft er täglich 1-2 Stunden. Bis anhin haben wir von der Batterie gelebt. Das Wetter wird jeden Tag schöner und wärmer. Jetzt schon karibische Gefühle? Gegen Abend machen wir etwas Gesangsstunde. Erich hat seine Reisegitarre mit dabei und wir singen ein paar Seemannslieder. Smutjes Abendmahl: Spahgetti Carbonara und als Nachspeise Creme mit Fruchtsalat. In der Achterkabine hat sich Krankheit ausgeweitet. Es hausen dort drei sterbenskranke Seemänner, auch der Skipper ist dabei. Gute Besserung!

6. Tag auf See
Kladdensicht: keine Veränderungen, ausser etwas mehr Wind wunderschöner Sonnenaufgang. Wir versuchen die Krankheiten auszurotten. Dicke Luft im Schiff muss raus, Schiffsreinigung, Lüften und Körperpflege wird verordnet. Erich versucht sich im Brot herstellen. Es kommt gut raus, heute mit Anis Geschmack. Um 12 Uhr die übliche Buchhaltung. Unsere Korrektur hat Wirkung gezeigt, es geht leicht nach Nord. Die Logge zeigt 192 sm nach GPS. Der vorhergesagte Wind hat seine Auswirkung gezeigt Wir haben bis jetzt 876 sm geschafft bald die Hälfte. Der Wind lässt etwas nach. Wir laufen nur noch mit 6 - 7 Knoten. Peter's Attraktion des Tages: er hat einen Fisch an der Angel der ihn, Rainer und das Angelgeschirr völlig zerzauste. Zu zweit sind sie über längere Zeit an der Arbeit. Zum Bergen des Fisches sollte das Schiff stehen oder langsamer fahren. Mit unserer Segelstellung ist das aber nicht so einfach. Wir sind zu schnell. Der Fisch reisst sich los und kann in die See zurück, allerdings mit unserem Haken im Maul. Es war ein grosser Tuna von knapp einem Meter Länge. Nicht umsonst ist das Angelgeschirr völlig zerstört. Zu meinem Leidwesen. Uwe serviert uns einen Eintopf anstelle des grossen Fisches: Kartoffeln mit verschiedenem Gemüse und Spiegelei. Den Fisch denken wir uns dazu. Es war ein Erlebnis.

7. und 8.Tag auf See
Es sind hektische Tage gewesen. Der Wind hat zugelegt und die Wellen sind grösser geworden. Wir haben im Gross ein weiteres Reff eingelegt. Durch die vielen guten und schönen Tage und unser über den Erwartungen gelegenes Vorwärtskommen mit 170-200 sm grossen Etmalen, sind die Steuerleute etwas nachlässiger geworden. Das Fahren ist zur Routine geworden. Wir sind während der letzten Tage immer sehr am Limit bei achterlichem Wind gesegelt. Aber unsere Vorrichtungen haben dafür gesorgt, dass nichts passieren konnte. Doch wenn verschiedene, ungünstige Faktoren zusammenkommen, kann es eben trotzdem passieren. Eine grosse Welle, eine starke Böe, eine kleine Unaufmerksamkeit haben leider dafür gesorgt, dass der Baum dann doch Gegendruck erhielt. Angehängt am Bullenstander, sich trotzdem losriss und sich der Schäkel, die Umlenkung vorne und die Spleissung abgerissen hat und der Baum dann rüber schlug. Gott sei gedankt, es ist nichts passiert!

9. Tag auf See
Wir drei Tage hinter uns, die nicht erfreulich waren: Extreme Windverhältnisse mit bis 8 bft, in Böen 9 und mehr, Windänderungen von NO-SO und hohe Wellen. Die Angst und Unsicherheit segelte mit. Die Crew hat sich beruhigt sind aber zuviel vom Kurs abgekommen. Der Wind wurde moderater wir brauchten einen neuen Kurs. Es stehen viele Optionen offen. Barbados, St Lucia, nein wir wollen nach Martinique.

10. Tag auf See
Es soll heute etwas mehr Wind geben. Leider nein, es bleibt bei 15-20 Knoten. Stört uns aber nicht gross, wir laufen trotzdem 6-7 Knoten. Die Wellen sind extrem angewachsen. Sie sind wieder über vier-fünf Meter hoch. Die Dünung kommt aus Ost-Nord-Ost und die Windwellen aus Süd-Ost, es gibt eine Kreuzsee, die die Brigantia sehr unangenehm rollen lässt und unsere Muskulatur stramm hält. Es ist ein gutes Gefühl in Landnähe zu kommen. Dies spürt man bei der ganzen Crew. In der Pantry wird wieder ein feines Essen zubereitet. Spagetti an Sahne Speck Sosse! Schmeckt schoo. Uwe, unser Smutje organisiert die Küche ganz alleine mit jeweils einem freihabenden Crewmitglied.

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