Törnbericht BR 17/2016: Cap Verde - Martinique Teil 3
Bericht der Atlantiküberquerung
von Felix Höhener
11. Tag auf See
Die letzte Nacht ist eine der heftigsten gewesen mit Winddrehungen . Der angesagte Starkwind trifft ein. Mitten in der Nacht, bei fast Vollmond, müssen wir das Grossegel schifften. Skipper, Co-Skipper und die Wache besprechen das Vorgehen: Etwas abfallen, Grossschot dicht nehmen und dabei den Bullenstander nachfieren. Wenn die Grossschot in der Mitte steht, den Bullenstander umbinden, anlufen bis rund achtern, Grossschot fieren und Bullenstander nachziehen. Dann wieder auf Kurs gehen und Segel genau justieren, fertig. Bei einem Schiff dieser Grösse bei enormem Wellengang und bei Nacht, gesicherter Crew, keine Kleinigkeit. Der Wind hat zugenommen und damit auch die Welle, die jetzt um fünf Meter hat, einige auch mehr. Täglich morgens wird von der Wache das Schiff, die Segel und das Rigg kontrolliert. Dabei stellen wir fest, dass die Genuaschot am Baum dem Bruch nahe ist. Sie wird geborgen und repariert. Auch das Ausbaumrigg wird abgebaut.
Das Rigg hat uns in der Freiheit der Segel- und Manövriermöglichkeit immer beeinträchtigt. Man denke dabei an MoB mit ausgebaumter Genua und Bullenstander. Es soll Starkwind geben, wir richten uns gegen Abend so ein, dass wir mit ruhigem Gewissen in die Nacht fahren können. Deshalb setzen wir das Grossegel in das kleinste dritte Reff und die Genua wird ganz gesetzt. Das gibt ein Vorteil dass Nachts nur die Genua gerefft werden muss. So sausen wir mit 7-8 Knoten Fahrt in die Nacht mit dem Ziel, morgen Martinique zu erreichen. Die Küche heute Abend Linsensuppe mit nachhaltiger Wirkung! Wir hoffen alle auf eine nicht zu stürmische Nacht!
12. Tag auf See : 18.12. Landfall
War das eine Nacht, o la la! Der Skipper leidet an Magenschmerzen und den Nachwirkungen der Suppe. Auf dem Häusle fliegt man von links nach rechts. Eine Anmeldung in Le Marin für einen Liegeplatz ist erfolglos. Deshalb steuern wir die Rodney Bay auf St. Lucia an. Wir werden in der Bucht ankern, schlafen und am Morgen uns im Hafen anmelden. Die Wettervorhersage ist eingetroffen, zu unseren Ungunsten. Wir haben vorgesorgt. Heftiger Wind bis 30 kn, Böen bis 41 kn und heftige karibische Regenfälle, sogenannte Squolls, haben uns gezeigt was die Natur alles kann. Wir staunen, wenn wir im Wellental die riesen Wellenberge sehen und auf dem Wellenkamm übers Meer schauen können. Wie sich eine Böe ankündigt und sich mit gekräuselter Wasseroberfläche ankündigt. Wie bei 40 Knoten Wind das Wasser fliegt und das Schiff sich im Wind wiegt, krängt und nachgibt. Man muss vorbereitet sein. Wir sind jetzt noch 50 sm vom Ziel Rodney Bay entfernt. Wir hoffen, noch bei Tageslicht anzukommen. Um halb vier dann Land in Sicht....aber nur für gute Augen. Es sind immer noch 15 sm bis zum Cap. Es scheint, dass die Zeit stehen bleibt. Alle sind „chribelig" und wollen den Landfall erleben. Der Wendepunkt am Cap von St. Lucia ist erreicht und wir müssen nochmals eine Halse fahren. Immer noch 6 sm bis zum Ziel. Leider wird es immer dunkler und wir geraten in die Nacht. Endlich, in der Bucht, klar zum Segel bergen. Wir lösen das nur provisorisch, aufgeräumt wird morgen bei Tageslicht. In Dunkelheit mit 20-30 kn Wind suchen wir einen Ankerplatz. Die atlantikerprobte Crew meistert das fast perfekt. Um 22:20 Localtime wird Anker gesetzt. Eigentlich der Zeitpunkt zum Feiern, Gratulieren und Anstossen, aber nach kurzem Essen fallen alle todmüde, aber zufrieden und froh, in ihre Kojen. Das nächtliche Wetter ist sehr unruhig, Platzregen und heftige Böen. Warum soll es auch jetzt plötzlich anders sein als in vergangenen Tage, Aufwachen und Ausguck halten.
13. Tag: 19. 12.
Wir liegen vor Anker in der Rodney Bay. Die Wellen sind wie weggeblasen. Allen ist die Erleichterung und Zufriedenheit ins Gesicht geschrieben. Wir sind happy, dass alles gut gegangen ist. Ziel ist erreicht! Crew und Schiff sind heil in der Karibik angekommen. Die Karibik bietet uns 28 Grad warme Luft und 26 Grad warmes Wasser. Ab jetzt soll es gemütlich werden und das Geniessen steht im Vordergrund. Nach 12 Tagen das erste Mal zusammen frühstücken, dann klar Schiff, einklarieren, mit zuause telefonieren. Wir bekommen Platz im Hafen. Einlauf- und Hafenmanöver besprechen, Fender und Leinen bereitlegen. Ob das wohl gut geht bei diesem Wind? Kein Problem! Diese Truppe löst das. Nötige Anmeldungen im Hafen und dann der langersehnte Karibische Apero. Pinacolada, Prost. Nach eins, zwei, ...Bier dazwischen eine Pizza wird es schon wieder Abend .Wir freuen uns alle auf ein sehr ruhiges Hafenleben mit Schiff auf Vordermann bringen, und Ausflüge.
Wir leisten uns drei Tage St. Lucia und dann geht es weiter Richtung Norden.
Ganz herzlichen Dank der Crew, Wetter Welt, GfS, zuhause Gebliebenen