Törnbericht BO 01/2017: Flensburg - Göteburg Teil 1
Mit der BODAN V durch den kleinen Belt und den Skagerrak
Autor: Felix Höhener
Samstag, 22.4.2017
Pünktlich um 12 Uhr übernahmen wir die BODAN. Sie stand bis jetzt der Skipperschulung zur Verfügung und wir waren die erste Crew, die dieses Jahr mit ihr auf Reise ging. Die Crew hatte morgens schon eingekauft. Es war kein Reisewetter. Diesig, regnerisch, sehr windig und sehr kalt. Die Vorhersage lautete Geal Warning (Sturm) und Böen über 80 km. Auch der Hafenmeister riet uns nicht auszulaufen. So nutzten wir die Zeit zum Einräumen und Kojenbezug. Am Abend gingen wir in das nahegelegene Restaurant zum Nachtessen, wo Wolfgang Maurer, unser Präsident, uns Gesellschaft leistete.
Sonntag, 23.4.
An ein Auslaufen war nicht zu denken: Starkwind wie angekündigt. Es wäre Leichtsinn, mit dem neuen Schiff und ungeübter Crew in dieses Wetter zu starten. So blieb uns Zeit für eine ausführliche Einführung. Niemand von uns war mit dem Schiff schon einmal unterwegs. Auch die Sicherheitseinweisungen fielen etwas ausführlicher aus. Schwäbische Maultaschen, Wurst und Brot rundeten unseren ersten Tag ab.
Montag, 24.4.
Nach der Einweisung in das stehende Gut und die neuen Segel entschieden wir uns, trotz immer noch heftiger Böen auszulaufen. Das schlechte Wetter verfolgte uns. Laut Wetterbericht blieb uns das schlechte Wetter erhalten. Aber ab Dienstag soll es besser werden. Unser erstes Ziel Sonderborg sollte mit 20 sm in ca drei Stunden erreichbar sein. In der Flensburger Förde empfingen uns wieder Dunst, Regen und Wind bis dreissig Knoten. Wir schafften das alles hervorragend, jedoch unter Motor. Pünktlich wie geplant machten wir um sechs Uhr abends an der Stadt Pier von Sonderborg fest. Bei unserem Spaziergang in der Stadt war kein Mensch unterwegs, kein Restaurant offen, einfach nichts los.
Dienstag, 25.4.
Das Wetter kalt, diesig, Schneefall, leichter Sonnenschein. Pünktlich, wie gestern geplant, hiess es Leinen los, eindampfen in die Spring und einreihen in die Warteschleife zur Brücke. 9.00 Uhr. Die Autos warteten, wir auch. Die Grünphase wurde zu lange abgewartet! Die Brücke schloss wieder. Über den Brückenfunk erfuhren wir vom Brückenwärter: In Dänemark wird bei stehendem Rotlicht gefahren! Also nächste Durchfahrt 10 Uhr. Beim zweiten Mal klappte es und unter Motor ging es weiter den Als Sund hoch. Bei unbeständigem Wetter durchfuhren wir den kleinen Belt. Den ganzen Tag begleitete uns der Wind, teilweise so massiv, dass wir nur mit der Fock segeln konnten. Das Manövrieren mit Gross wäre zu umständlich. Dazwischen in den grösseren Seenflächen übten wir immer mal wieder: Segelsetzen, Beiliegen, Halsen, MoB. Nichts wurde vergessen und alle beherrschten nachher die Manöver. Auch Funksprüche zu vorbeifahrenden Schiffen wurden geübt. Nach sieben Stunden Fahrt und 42 sm konnten wir im Yachthafen von Middelfart anlegen. Das perfekte Anlegemanöver durfte nicht fehlen. Anmeldung beim Hafenmeister, Schiff aufklaren, Anleger prosten (Brrrrr) gehörte dazu. Mit Abendessen, Klönschnack, Fröhlichkeit und Politik ging ein schöner Segeltag mit Sonne, Wind, Wolken und Regen zu Ende.
Mittwoch, 26.4.
Wir liessen uns heute sehr viel Zeit bis zum Ablegen. Toilette, duschen, Einkauf, ect. Um 10 Uhr starteten wir. Der Weg führte uns weiter durch den kleinen Belt Sund. Wir durchfuhren die grossen Bahn-und Strassenbrücken von Middelfart, die auf die Insel Fyn und dann weiter nach Kopenhagen, Malmö nach Schweden führen. Bei Fredericia kommen wir in den Skagerrak. Wir nahmen Kurs auf Samsö, leider unter Motor, der Wind liess uns im Stich. Der April machte seinem Namen alle Ehre. Er bescherte uns Hagel, Schnee und Regen. Bald aber bald genossen wir Sonne und Wärme, richtig angenehm. Wir fuhren der Südküste von Samsö entlang, wo wir einen Windpark sichteten. Um 18 Uhr legten wir im Hafen von Ballen auf Samsö an. Im leeren Hafen fanden wir zwei Restaurants. Bei der Wikingerin im Skipperly, dessen Name von ihrem Mann stammt, liessen wir uns verwöhnen. Natürlich wurde der Skipperly auch von unserer Crew übernommen!
Donnerstag, 27.4.
Eigentlich wollten wir uns den Besuch von Arhus nicht entgehen lassen, mussten aber feststellen, dass wir mit der Ein- und Ausfahrt nach Arhus 35 sm benötigen würden. Zudem wollten wir möglichst schnell an Schwedens Küste. Der Wetterforecast prophezeite uns Ostwind. Wir liessen Arhus liegen und steuerten Greena an. Trotz Wind gab es auch heute wieder Motorstunden und 42 sm.
Freitag, 28.4.
Nach den üblichen Morgenritualen liefen wir aus. Den Südquadranten, der die Untiefe Kalkgrund markierte, liessen wir im Norden. Es empfing uns ein schöner Wind aus Süd mit ca. 4 Bf. Vorbei an einem der riesigen Windparks in den Dänischen Gewässern. Neuer Kurs: 30 Grad abfallen auf Nord. Auf Vorwindkurs segelten wir Anhold an. Es benötigte zwei hervorragend gelungene Halsen, um die Untiefen vor dem Hafen zu umschiffen. Bei viel Wind und Schwell wurde das Einlaufen etwas schwierig. Auch das Anlegen an der Hafenmole mit auflandigem Wind gelang uns recht gut. Mit einem Marsch ins Dörfchen wollten wir uns noch die Beine vertreten. Wir trafen dort auf zwei Kumpels, die wir im Hafen kennengelernt hatten. Bei einem Bier im Zentrum, wo sich die Wenigen hart gesottenen Leute (Männer) trafen, unterhielten wir uns. Feriengäste gibt es noch keine, es sei noch zu kalt! Wir luden unsere zwei Kumpels ein. Mit dem Taxi, das zufällig da stand, ging es zum einzigen Restaurant. Es gab nur ein Menü, es war sehr gut und sehr preiswert. Zurück zum Hafen ging es wieder per Taxi.
Samstag, 29.4.
Hafentag in Anholt. Bei wunderschönem Wetter erlaubten wir uns einen Hafentag. Jogging, Spazierengehen, Dünenwandern, Besuch bei unseren Kumpels im Dorf und ausschlafen, alles wurde genossen. Der Hafen war völlig leer, verschlafen. Im Sommer soll das gegenteilig sein: Im Päckchen an den Molen und voll von Feriengästen.
Sonntag, 30.4.
Heute gab es einen langen Schlag. 50 sm standen an. Wir wollten nun an die schwedische Küste. Das Wetter soll sehr schön werden, mit einer leichten Brise. Um 9 Uhr Besprechung des Tagesprogramms. Der Wind drückte uns gegen die Mole. Also sofort eindampfen in die Vorspring, drehten achterlich raus, Tellerwende 180 Grad und los geht's! Die lange Untiefe im Norden umfuhren wir und nahmen mit Kompasskurs 50 Grad Fahrt auf. Die leichte Brise mit ca. 10 Knoten Wind aus Süd liess uns nicht lange überlegen. Wir wollten den Genacker ausprobieren. Also klar machen zum Genacker setzen. Es brauchte Zeit zur Vorbereitung, aber dann hoch damit. Alles klappte wunderbar. Unterwegs waren wir bei zehn Knoten Wind und acht Knoten Speed. Die Steuerleute hatten ihre Freude! Nach drei Stunden frischte der Wind auf und drehet immer mehr nach Ost. Dies zwang uns zum Bergen des Genackers. Leider hat das 150 m2 grosse Segel keine Rollvorrichtung, was das Bergen sehr vereinfacht hätte (Vielleicht gibt es einen Sponsor?). Mit Gross und Genua fuhren wir hoch am Wind weiter, unserem Ziel Varberg entgegen. Wir überquerten die Schifffahrtsstrasse vom Kattegat. Mit AIS konnten die grossen Pötte genau beobachtet werden. Die Einfahrt in den grossen Hafen verlief problemlos. Um 18:15 Uhr machten wir fest im Stadthafen von Varberg. Hafenprogramm: Schiff klarmachen, Hafenmeister und Duschen suchen, Ausgang (Schweizer Deutsch für etwas unternehmen / Ausgehen)!
Fortsetzung folgt....