Törn BR18/4 Die große Überfahrt
Es ist schon eine spezielle Herausforderung, über die Labradorsee zu segeln. Wir freuen uns riesig auf einen besonderen Törn und auf ein grosses Abenteuer.
In etlichen Crewtreffen und einer Praxisübung auf dem Bodensee bereiten wir uns auf den Törn vor.
Hans-Roland und Rüdiger leisten grosse Vorarbeit, bis schlussendlich derTörn steht.
Im Vorfeld geschieht dann so einiges, bevor es endlich losgeht. Hans-Roland muss aus gesundheitlichen Gründen auf den Törn verzichten. Dank der guten Vorarbeit übernimmt Roland den Törn.
Es gibt mehr Eis als in anderen Jahren. Kommt die BRIGANTIA rechtzeitig nach St. Anthony? Michael findet schlussendlich ein Zeitfenster mit weniger Eis, um die Nordspitze von Neufundland zu umrunden und bringt die BRIGANTIA sicher in den Hafen von St. Anthony.
Der Rest der Crew trifft sich in St. John's und gemeinsam fliegen wir nach St. Anthony. Hier fallen wir sofort als Touristen auf, weil wir uns noch über jede Sichtung von Eisbergen freuen.
Am Samstag findet die Übergabe bereits um 11:00 Uhr statt. Uwe und Heimo verschwinden für längere Zeit und kaufen den Supermarkt leer. Brauchen wir doch Proviant für 4 Wochen. Danach versteckt Uwe alles gekonnt im Bauch der BRIGANTIA. Kühlschränke gibt es bei 4 Grad Wassertemperatur ja genügend.
Bei der Sicherheitseinweisung draussen auf Deck gibt es den ersten Vorgeschmack auf die herrschenden Temperaturen.
Den Eisbär, welcher sich nach St. Anthony verirrt hat, sichtet keiner von der Crew.
Bei schönstem Sonnenschein verlassen wir Kanada Richtung Grönland. Bei der Ausfahrt wird noch ein kleiner Wal gesichtet. Die Eiswürfel liegen zum Glück sehr verstreut im Wasser und somit ist es kein Problem Kurs zu halten.
Rüdigers Wachplan fordert uns am Anfang etwas. Das farbige Papier wird aber schon nach kurzer Zeit richtig verstanden und interpretiert. Wir gewöhnen uns schnell an die Bordroutine und den Wachplan. Es fehlt nur der Wind.
Bei 4 Stunden Wache am Tag und 3 Stunden in der Nacht wird es kühl. Wir gebrauchen die Sitzkissen als Decken. Funktioniert prima: Ein Kissen zum Draufsitzen und das andere zum Zudecken.
Noch schnurrt der Jockel, Uwe versorgt uns mit Köstlichkeiten und die Welt ist in Ordnung, aber dies ändert sich bald.
Am Horizont eine Barriere aus Eis. Kommen wir da durch? Langsam schleichen wir zwischen den Brocken hindurch und suchen mit dem Fernglas eine Passage. Die Robben schauen uns verdutzt nach. Wir lassen unsere Fantasie walten und sehen fantastische Figuren auf dem Wasser schwimmen. Hammermässig!
Der Motor verliert Öl, Roland sucht nach dem Problem und findet es beim Schneidring, welcher dann notdürftig abgedichtet wird. Doch schon bald finden wir heraus, dass der Jockel nicht nur Diesel säuft, sondern auch Öl. Was wollen wir tun? Zum Glück gibt es etwas Wind und wir können respektive müssen segeln, wenn auch nur langsam. Schnell werden die Möglichkeiten abgewogen. Zurück nach Kanada zwei Tage, vorwärts nach Grönland fünf Tage. Auf Grund der Wetterprognose entscheiden wir uns für Grönland, zurück müssten wir aufkreuzen.
Das Meer wird unruhiger und es erscheinen nicht mehr alle Crewmitglieder zu den Mahlzeiten. Wenn wir auf Wache müssen, wünschen wir uns manchmal in die Karibik. Bis man alles angezogen hat, vergeht schon eine Weile und einige Gesichter nehmen einen leichten Grünton beim Anziehen an. Draussen an der frischen Luft wird es meistens besser.
Der Wetterbericht spricht von 40 Knoten Wind. Wir setzen als Vorbereitung schon mal die Backstagen. Bald wird von der Genua auf die Fock gewechselt und wir segeln nur mit der Fock. Der Wind nimmt immer mehr zu und die Wache wird des Öfteren geduscht. Unser James (Autopilot) hält durch und wir sind froh, dass niemand ans Ruder muss. Der Windmesser schlägt öfters über 50 Knoten aus, das Maximum beträgt dann auch 62 Knoten. Es ist schon sehr ungemütlich. Arctic Command (Teil der dänischen Streitkräfte) schickt ein Flugzeug aus, um zu schauen, ob es uns noch gut geht. Dies gibt ein gutes Gefühl. Thomas kann noch den Rettungsring retten, bevor dieser über Bord geht. Der Danbuoy bläst sich auf und das Blinklicht der Rettungsboje löst sich aus. Es wird, bis die Batterie leer ist, weiterblinken. Roland bändigt die Stange der Boje mit einem kleinen Loch, anders lässt sich das Ding nicht mehr verstauen.
Wir legen ein Etmal von 180 Meilen nur mit der Fock und ohne Eisberührung zurück. Im Nachhinein wird uns bewusst, dass unsere sieben Schutzengel sehr gut über uns gewacht haben.
Müde erreichten wir nach dem Sturm Nuuk. Die Stadt empfängt uns mit Regen. Der Hafen von Nuuk wird für die nächste Zeit unser Zuhause sein. Die Uhren laufen etwas anders in Grönland und die Reparatur des Motors braucht seine Zeit, nämliche eine Woche. Es muss ein neuer Turbo eingeflogen werden. So versuchen wir, das Beste aus der Situation zu machen. Humor, Ausflüge und immer wieder gemütliches Zusammensitzen und Schwatzen hilft uns darüber hinweg, dass der erste Törn hier endet.