BO15-02 Demaria (Italien) um Korsika nach Sardinien
Törnbericht
Reise BO15-02 vom 9. - 23 Mai 2015
von Italien über Korsika nach Sardinien
Autor: Jochen Schmidt-Petersen, Skipper
Mit der Elan Impression 434 soll es in 2 Wochen von Italien über Elba und Korsika nach Sardinien gehen. In Olbia wird die nächste Crew die DEMARIA übernehmen. Es ist eine abwechlsungsreiche Route, denn die Westküste Korsikas ist etwas anspruchsvoller und die Costa Smeralda ist anschließend etwas zum Erholen. Inseln und Buchten des La Maddalena Archipels und Nationalparks sollen so schönes türkises Wasser haben, wie die Karibik. Bei Mistral würden wir alternativ die Ostküste hinunterrutschen oder motoren, da diese Seite dann in der Abdeckung liegt. Soweit der Plan.
Freitag, 8. Mai
München/Bodensee
Am Flughafen Fiumicino hat es gebrannt, aber unser Flug soll trotzdem stattfinden.00.05 Uhr: Bevor ich ins Bett gehe, schaue ich lieber noch einmal, ob er wirklich stattfindet – und oh Schreck, der Flug ist gecancelt! Was nun? Alle Bemühungen mit Vueling oder Iberia in Kontakt zu treten, bleiben erfolglos und auch am nächsten Morgen vertröstet man mich: „You have to wait!" Na Toll! Jetzt kommt der Skipper zu spät! Irgendwann erfahre ich, dass unser Ersatzflug erst am Samstagmittag geht.

Samstag, 9. Mai
Piombino/Marina di Salivoli
Erst einmal hinkommen .........Bahnstreik, Sperrung eines Alpentunnels für Autofahrer und ein Brand auf dem Flughafen Fiumicino mit Ausfall der Flüge erleichtern uns die Anreise nicht gerade. Cornelia und Jochen kommen mit dem Leihwagen vom Flughafen Fiumicino und erreichen die Marina erst am Abend. Hans und Angelika fliegen von München aus und reisen mit der Bahn weiter. Markus und Katja fahren fast die ganze Nacht vom Bodensee aus mit dem Auto durch, um als erfahrene Segler für den Skipper am Samstagvormittag die Bootsübergabe abzuwickeln. Die Vorcrew hatte nämlich das Glück, einen günstigen Flug von Elba direkt nach Friedrichshafen buchen zu können, deshalb müssen sie bereits um 12:00 Uhr auf die Fähre nach Elba.
Am Samstag 22:30 Uhr sitzen wir endlich alle zusammen im Restaurant der Marina Salivoli, wo der Koch nach gutem Zureden noch ein Risotto Frutti di Mare zaubert.
Sonntag, 10. Mai
Marina di Salivoli
Wir haben nach der langen und etwas komplizierten Anreise morgendliches Ausschlafen vereinbart, aber alle sind mit Vorfreude früh wach und wir machen gemeinsam Frühstück. In der Nähe der Marina Salivoli gibt es einen großen Supermarkt, der auch sonntags geöffnet hat. Dort kaufen wir Proviant ein und beim örtlichen Bootsausrüster erwerben wir noch zwei Ersatzschäkel und ein paar Bändsel – man kann ja nie wissen! Auch eine korsische Gastflagge kaufen wir, denn es kommt bei den Korsen nicht gut an, wenn unter der Steuerbordsaling als „courtesy flag" nur die Gastflagge des (ungeliebten) Mutterlandes Frankreich weht und nicht auch die weiße Flagge mit dem Mohrenkopf. Der Skipper arbeitet die GfS-Checkliste ab. Dann sind Bootseinweisung, Sicherheitscheck, Verteilen der Rettungswesten und Lifebelts sowie die Unterweisungen für den Seenotfall dran. Nach dem aktuellen Wetterbericht werden die vorbereiteten Alternativen durchgesprochen. Wir entscheiden uns für die Strecke „außen herum" und werden an der Westküste Korsikas nach Süden segeln.
Mittags, mit Aufkommen der Thermik, geht's unter Segeln Richtung Elba. Leider bleibt der Wind auf halber Strecke weg, und so wir motoren den Rest. Portoferraio lassen wir links liegen, denn der Fährhafen Elbas soll nicht so schön sein wie Marciana Marina, das wir als ersten Hafen anlaufen.
Nach Anmeldung auf Kanal 9 empfängt uns der Hafenmeister freundlich am Steg und weist uns einen Liegeplatz mit Mooring zu. Marciana Marina ist eine entzückende Stadt mit einem gut geschützten Fischerei- und Yachthafen, umgeben von grünen Bergen. Der älteste Ortsteil ist die Fischersiedlung Cotone, deren Häuser stufenförmig auf dem ins Meer vorspringenden Felsen gebaut sind.
Wir nehmen abends einen Drink an der Hafenmauer, schauen in den Sonnenuntergang und genießen anschließend ein vorzügliches Dinner.
Montag, 11. Mai
Maciana – Macinaggio
7:00 Uhr ist offenbar die allgemeine Aufstehzeit, zu der sich auf dem Schiff etwas regt. Die Wasserpumpe springt an, die Bordtoilette wird abgepumpt, der Erste macht einen Kaffee als Muntermacher – „Psst alle schlafen noch!" Aber von wegen - die rappelnde Wasserpumpe war der beste Wecker und der erste Schluck Kaffee wird dankbar angenommen. Alles läuft wie „Lieder ohne Worte" - es scheint ein harmonischer Törn zu werden.
Beim Schlauchboot dringt Wasser an der Kante des Spiegel ein. Wir reparieren das Leck mit elastischem Sikaflex – was das Deck zusammenhält, wird auch das Gummiboot zusammenhalten.
Am Navi-Tisch befindet sich ein toller Plotter, leider ohne Seekarte. Das ist doch mal eine gute Begründung, meine Navionics-App auf dem Smartphone auszuprobieren. Glücklicherweise ist der Plotter am Steuerstand brandneu und hat auch die richtige Seekarte „Med. East". So verlegen wir die elektronische Navigation ganz ins Cockpit und navigieren im Sonnenschein. Das Display liegt zwischen den Ruderständen und ist etwas schwer abzulesen
Als „Hardware" haben wir nicht nur die französischen Sportbootkarten sondern auch die englischen IMRAY-Karten an Bord. Wir tragen unsere aktuellen Standorte auf den Imray-Karten ein, denn diese haben zwar einen etwas kleineren Maßstab, sind aber mindestens so detailreich wie die französischen. Zudem sind sie aus wasserfestem Papier gefertigt, das nicht so leicht reißt, wenn es auf dem kleinen Navitisch immer und immer wieder gefaltet wird.
Der Fluxgatekompass der Selbststeueranlage zeigt ungenau an. Wir kalibrieren das Gerät und fahren dafür langsam zwei gegenläufige Kreise, wodurch sich die Deviation (Beeinflussung des Bootes auf dem Kompass) elektronisch berichtigt. Dann geben wir die Deklination bzw. Missweisung (Abweichung des magnetischen Pols vom geografischen Pol) ein, die wir mit 2 Grad aus der Seekarte entnehmen. Nachdem die Fehlanzeige von 11 Grad nun auf Null gestellt bzw. berichtigt wurde, zeigt der Kompass nun wie ein Kreiselkompass (fast) rechtweisend an.
Capraia ist als erstes Ziel abgesteckt, denn in den ersten 2 Tagen sollte man es etwas ruhiger angehen lassen. Die Insel war bis 1986 gut 100 Jahre lang eine Strafkolonie, was man ihr heute aber nicht mehr ansieht, denn die 450 Bewohner haben sie zu einem touristischen Kleinod herausgeputzt und ein Besuch ist für Segler eigentlich obligatorisch. Vormittags gibt es wieder keinen Wind und wir nutzen die Gelegenheit, unter Motor Drehkreise zu fahren. Alle kommen mal dran, um sich mit dem Schiff vertraut zu machen und unter Motor auch „Mann über Bord" Manöver und Rückwärstfahren zu üben.
Dann gehen bei leichtem Wind die Segel hoch und ich werfe meine Schleppangel aus – der erste von vielen erfolglosen Versuchen. Zur Erleichterung von Co-Skipper Markus kommen die Fische lebend davon.
Kurz vor der Insel Capraia entschließen wir uns aber, die Insel nicht anzulaufen, sondern einen Haken zu schlagen und gleich nach Macinaggio auf Korsika zu segeln. Endlich kommt mehr Wind auf und mit einem Schrick in der Schot rauschen wir bei 3 Windstärken über den Canal de Corse.
Dienstag, 12. Mai
Macinaggio - Saint Florent
Der Hafen Macinaggio liegt nur 4 sm südlich des Cap Corse und ist Absprungbasis zur Umrundung der Nordspitze Korsikas. Das Aufkreuzen gegen starken Westwind oder Mistral, gegen Welle und Strom kann für Segler schwer bis unmöglich werden, ähnlich wie die Umrundung der Nordspitze Dänemarks im Skagerrak. Aber für uns ist heute Flaute angesagt und so geht es erst einmal unter Motor bis zum Cap Corse. Dann macht die aufkommende Thermik Hoffnung auf mehr Wind. Segel hoch, Segel runter - so richtig wird das nichts, aber es ist „landschaftlich schön".

Am Cap Corse vor Bacaggio gibt es einen Ankerplatz, der zwar nach Norden offen ist, für einen Badestopp aber eine beeindruckende Kulisse bildet. Etwas weiter, gleich um die Ecke, kommt der Fischerhafen Port Centuri in Sicht, der immer voller kleiner Fischerboote liegt. Möchte man die entzückende Atmosphäre des Ortes erkunden, bleibt leider nur, auf offener Reede vor dem Hafen zu ankern. Es soll noch 20 Langustenfischer geben, die hier oben am Cap Corse mit Reusen die Leckerbissen aus dem Meer holen. Das lukullische Vergnügen in den Restaurants von Centuri oder Saint Florent schlägt allerdings mit mehr als 100 € pro Kilo Languste zu Buche.Mit leichtem Westwind erreichen wir, zeitweise von der Maschine unterstützt, den Hafen von Saint-Florent. Wir legen am Kopf des ersten Stegs an und stellen mit leichtem Schrecken fest, dass wir nur noch ca. 20 - 30 cm Wasser unter dem Kiel haben. In den Seekarten und Handbüchern sind an diesem Platz 2,5 m angegeben, ein Unterschied von mehr als 30 cm. Daraufhin kalibrieren wir unser elektronisches Lot auf Wasseroberfläche, denn es zeigte bisher die Wassertiefe unter dem Geber an. Wir lernen daraus, dass man vor jedem Törn auf beiden Seiten des Bootes loten und den Tiefenanzeiger sicherheitshalber noch einmal eigenhändig kontrollieren sollte.Von Anfang an rappelt es unter Motor im Keller und Hans als gelernter Kfz-Mechaniker geht im Maschinenraum kriechend dem Geräusch nach. Motor und Getriebe laufen rund, aber die Welle scheint irgendwie ausgeschlagen zu sein – erst einmal nicht gefährlich und auch nicht zu ändern. Danach wird Hans als leichtester Mann an Bord in den Mast gezogen, um unter der Saling an Backbord eine Flaggenleine einzuziehen. Als spanisches Charterboot mit deutscher Crew setzen wir hier einen kleinen „Adenauer" (deutsche Bundesflagge).
Saint Florent entwickelte sich erst im 19. Jahrhundert, nachdem Napoleon III. die Sümpfe der Umgebung hatte trocken legen lassen. Vorher war hier ein Überleben, ähnlich wie in der Maremma in Italien, wegen der grassierenden Malaria kaum möglich. Heute ist das nahe Patrimonio eine der bekanntesten Weingegenden Korsikas. In der Parallelstraße hinter dem Hafen gibt es ein Geschäft mit lokalen Erzeugnissen, wo wir nicht nur korsische Kräuter einkaufen. Wir haben einige Wasserflaschen dabei und lassen uns diese mit Rot-, Rosé- und Weißwein vom Fass füllen.
Mittwoch, 13. Mai
Saint Florent – L'Ille Rousse
Der Wetterbericht sagt Sonne und 3-4 Windstärken aus WSW voraus, aber am Vormittag tut sich noch nichts, so dass wir erst einmal aus der Bucht von Saint Florent heraus motoren. Wir sind nicht traurig drum, denn der schwache Wind steht genau in die Bucht. Gegen Mittag kommt Wind auf und wir können hoch am Wind mit ein paar kurzen Holeschlägen und gutem Sicherheitsabstand zur Küste Richtung Calvi segeln. Der Wind frischt immer mehr auf, so dass wir das erste Reff einlegen, nach weiteren 2 Stunden auch das 2. Reff einbinden und die Genua auf ca. 50% reffen. Die Wellen werden höher und der Schwell läuft einem zunehmendem Wind voraus. Bei fast drei Meter hohen Wellen arbeitet das Schiff schwer am Wind.

Die eingerollte bzw. gereffte Genua steht ziemlich beutelig, so dass am Wind relativ viel Druck auf dem Rigg lastet. Der Wind weht mit 7 Windstärken zunehmend und so beschließen wir, L'Ille Rousse anzulaufen. Wir liegen gut in der Zeit, denn Calvi ist erst am 15. Mai eingeplant – Cornelias Geburtstag. Also fallen wir leicht ab und laufen mit „Brassfahrt" in die Bucht von L'Ille Rousse. Beim Einrollen der Genua kurz vor dem Hafen reißt die Reffleine aus der Rolle! Wir nudeln die Genua von Hand auf – gut, dass uns das nicht draußen bei 7 oder mehr Windstärken passiert ist. Wir wollen hinter einer anderen großen Yacht parallel am Kai anlegen und zwei freundliche Korsen nehmen unsere Achter- und Mittelleine an, um uns zu helfen. Der Sturm drückt das Schiff vom Kai weg, aber macht ja nichts, da werden wir halt etwas stärker eindampfen - Platz ist ja genug. Nur lässt der eine Mann die Achterleine leider nicht mehr los, sondern will uns immer schön festhalten. Der andere denkt, unsere Mittelleine sei unsere Vorleine, will sie partout nicht belegen, sondern läuft weiter nach vorn damit. Es ist nicht das erste Mal, dass hilfreiche Hände zumal in einer anderen Sprache nicht kapieren, was der Skipper vorhat. Na ja, nach dreimaligem Hin- und Herrangieren an der Mittelleine und auf mehrfachen Zuruf unserer sprachbegabten Crew haben sie es verstanden und wir liegen längsseits am Kai. Das nächste Mal setzen wir lieber wieder jemanden von unserer eigenen Crew vorher am Kai ab. 2 weitere Segler kommen rein und wir verholen an eine der wenigen Moorings. Na, das hätten wir einfacher haben können, wenn wir nur rückwärts an den Kai gegangen wären und die Moorings früher entdeckt hätten. Wegen des Fähranlegers hatten wir es nicht gewagt, uns quer vor den Kai zu legen.

Mit Bordmitteln reparieren wir die Furlex (Rollfockanlage). Es hatte schon jemand an der Schraube herumgewürgt, die die Reffleine beklemmt und offenbar sogar versucht, sie aufzubohren. So war aus dem Inbus oder Torx ein „Rundzahn" geworden. Die Schraube war nicht mehr zu bewegen. Glücklicherweise gibt es in weiser Voraussicht auf der gegenüberliegend Seite der Rolle noch einmal eine ebensolche Befestigungsmöglichkeit. So brennen wir die Schraube aus dem Kunststoff heraus und schaffen auf der anderen Seite eine neue Befestigung.
Mit Dyneema Takelgarn aus des Skippers privatem Takelbeutel fest vernäht und im Beschlag mit neuer Schraube beklemmt fühlen wir uns vor weiteren Überraschungen aus dieser Richtung sicher.
Donnerstag, 14.Mai
L'Ille Rousse – Calvi
Der Wetterbericht sagt für Ille Rousse 20 kn Wind aus Südwest voraus und für Calvi gar 30 kn. Das ist genau die Richtung in die wir wollen, also voll gegenan. Noch ist nichts zu merken, der Wind scheint noch auf sich warten zu lassen. Wir fragen den Hafenmeister und er meint: „Calvi? Tout de suite!" - „Calvi? Na, dann aber los!".
Mit diesem Ratschlag machen wir uns um 10:00 Uhr sofort auf den Weg und warten nicht das Ende der momentanen Flaute ab. Unter Motor geht's 11 sm nach Calvi und bis auf einen sehr kurzen Segelversuch bleibt's auch dabei. Das Groß steht, ohne zu schlagen, als Stützsegel und dämpft die Bewegungen des Bootes in der Dünung. Nach 2 ½ Stunden erreichen wir Calvi und erfahren, dass der Hafen voll ist mit 120 Booten aus Antibes in Frankreich, die eine Seeregatta absolvieren und erst am Samstag auf die Rückreise gehen wollen. Eine freundliche Unterhaltung mit der Regattaleitung im Begleitboot macht uns dennoch Hoffnung auf einen Liegeplatz. Wir warten im Bojenfeld vor dem Hafen, um dann gegen 17:00 auf einen freien Platz hinter der Mole zu verholen. Um 19:00 fängt es an zu blasen, jetzt kommt der angesagte Starkwind aus SW – Glück gehabt!
Über dem Torbogen zur Zitadelle von Calvi steht „Civitas semper fidelis", denn durch Zugeständnisse besonderer Privilegien durch die genuesischen Herrschaft hat Calvi immer treu zu Genua gehalten. Wegen der herausragenden militärischen Bedeutung hatte Genua die Stadt zur Festung ausgebaut. Lord Nelson verlor bei der Belagerung von Calvi ein Auge. Calvi nimmt, wie übrigens einige andere Städte auch, für sich in Anspruch, Geburtsort von Christoph Columbus zu sein.
Freitag, 15. Mai
Calvi, Ruhetag, Sturm
Zu Cornelias Geburtstag gibt es zum Frühstück neben frischen Baguettes und Croissants auch eine wunderbare Erdbeertorte von der Crew. Wir haben uns nach touristischen Highlights erkundigt und machen mit der Bummelbahn eine Eisenbahnfahrt entlang der Küste zurück nach L'Ille Rousse, um auf dem Wege dorthin das wildes Meer zu bewundern und auf bequeme Art etwas von der Küste zu sehen.

Nach einem Spaziergang durch die Stadt fahren wir mit einer kleinen Dieselbahn auf die vorgelagerte Halbinsel mit Leuchtturm. Auf dem Wege dorthin bekommen wir von der hohen Brandung eine Dusche aus Seewasser ab, und der kleine Zug kann auch nicht bis ganz nach oben zum Leuchtturm fahren. Der Sturm droht, ihn von der Straße zu fegen. Wir stemmen uns gegen den Wind und laufen zum Leuchtturm.

Am Boot gibt es auch noch etwas zu tun. Die Furlex (Rollfockanlage) ist schwergängig, was letzten Endes wohl auch dazu geführt hatte, dass die Genuareffleine abgerissen ist. Wohl dem, der WD40 und seewasserfestes Sprühfett an Bord hat. Damit können wir die untere Rolle der Furlex wieder gängig machen. Damit auch die obere Rolle gut mitdreht und uns die Vorstagstange der Genua nicht abdreht, was bei viel Wind gefährlich werden kann, muss Hans noch einmal ins Top.

Dann pflegen wir noch die Beschläge und die Schiene des Spinnakerbaums. Wir kaufen einen
Karabinerhaken und bauen uns aus einem der vorhanden Resttampen (in Mallorca ausgetauschte Leinen) einen Bullenstander und einen Barberholer für die Genuaschot, damit diese bei ausgebaumtem Vorsegel nicht auf der Seereling aufliegt.
Samstag, 16. Mai
Calvi – Cargese
Nach gemütlichem Frühstück kreuzen wir bei 7 Bft. mit 2 Reffs im Groß und ca. 40% Genua aus der Bucht von Calvi, bis wir nach dem Kap auf Raumschotskurs Richtung Süden steuern können. Bemerkung von Hans im Glück: „ Wenn das das Paradies ist, möchte ich auf der Stelle sterben!" Natürlich tragen wir jetzt Rettungswesten und wer auf das Vorschiff geht, pickt seinen Lifebelt ein. Es bleibt raumschots beim 2. Reff und halb eingedrehter Genua, denn auch beim Segeln gilt, wie beim Autofahren im Gebirge: Bergab fährt man im gleichen Gang wie bergauf.
Der neue Bullenstander wird angeschlagen und das Großsegel steht mit zusätzlich fest angezogenem Baumniederholer sicher in Lee. Wir segeln Rumpfgeschwindigkeit und die Rudergänger können üben, mit den Wellen schräg von achtern das geigende Boot auf Kurs zu halten. Der Wind dreht leicht nördlich und wir müssen noch etwas abfallen.
Nach einer Halse laufen wir in die Bucht von Porto zum „Sightseeing". Dort gibt es den wunderbaren einsamen Ankerplatz Girolata. Auf dem anderen Bug geht's wieder hinaus. Draußen vor der Küste gehen wir wieder vor den Wind. Der ideale Kurs wäre nun platt vor dem Laken – direkt vor dem Wind.

Alle beweglichen Teile des Spibaums haben wir leichtgängig gemacht, und so geht das Anschlagen des Spibaumes als Ausbäumer für die Genua wie geschmiert. Die Genua ist relativ hoch geschnitten und so ist auch das Ausbäumen nicht mit der Gefahr verbunden, dass der Baum möglicherweise in Luv eintaucht. Außerdem drehen wir die Genua ca. 30% ein. Dann wird der Spibaum an der Schiene am Mast heruntergelassen, in die lose Genuaschot in Luv eingepickt die Schot dicht geholt. Da die Genua eingerollt ist, ist dieser Vorgang gut beherrschbar. Die Kraft der aufploppenden Genua hält sich in Grenzen. Die Lee-Genuaschot belegen wir als Niederholer auf einer Bugklampe, um ein Steigen des Baums zu verhindern.
Wir segeln weiterhin mit 2-fach gerefftem Groß direkt vor dem Wind. Das Schiff liegt jetzt ruhig, hebt und senkt das Heck und läuft mit 7 bis 8 kn wie auf Schienen geradeaus. Um 19:00 Uhr erreichen wir nach 40 sm Cargese, machen im Hafen mit einer Mooring an der Aussenmole fest und gehen im Restaurant gegenüber essen.
Der Ort hat eine alte Geschichte. Bereits aus der Zeit 7000 vor Chr. finden sich erste Siedlungsspuren. Iberer kamen hierher, dann Phönizier, im Jahr 565 gründeten die Griechen die Stadt Aleria, die dann unter römische Herrschaft kam und während der Völkerwanderung von den Vandalen heimgesucht wurde. 1676 kamen 800 Griechen aus der Mani/Peloponnes als Flüchtlinge. Nach einem Aufstand der Korsen gegen Genua wurde den Heimatlosen das Gebiet zugesprochen und sie gründeten den jetzigen Ort Cargese. Es gibt zwei Kirchen, eine römische-katholische und eine griechisch-orthodoxe, Ághios Spíridon. Noch heute findet in Cargese eine bekannte griechisch-orthodoxe Ostermontagsprozession statt.
Sonntag, 17. Mai
Cargese – Propriano
Es scheint entweder viel Wind oder Flaute zu geben. Heute ist wieder Flaute. Bis Propriano sind es 38 sm und davon können wir nur 5 sm segeln.
Propriano ist ein kleines Fischerdorf und liegt windgeschützt im Golf von Valinco. Aufgrund seiner strategisch günstigen und wettergeschützten Lage wurde der Ort schon in der Antike als Hafen genutzt. Ausgrabungen lassen vermuten, dass Propriano die antike Hafenstadt Pauca gewesen sein könnte, die auf der Landkarte des Ptolemäus aus dem 2. Jahrhundert nach Christus eingezeichnet ist. Propriano war im Mittelalter abwechselnd von Genua und Pisa dominiert, bis 1564 der korsische Freiheitskämpfer Sampiero Corso in Propriano landete, um Korsika von Genua zurückzuerobern. Häufige Piratenüberfälle führten später dazu, das der Ort 1794 angeblich nur noch aus 4 Häusern bestand.
Heute zählt Propriano etwa 3.000 Einwohner und hat sich zu einem hübschen Fischerdorf gemausert. Auf der langen Hafenpromenade gibt es unzählige Cafés und Fischrestaurants, die Spezialitäten aus dem Golf von Valinco servieren.
Montag, 18. Mai
Propriano – Bonifacio
Da es bis Bonifacio 41 sm sind, gehen wir (schon) um 10:00 Uhr los, leider wieder erst unter Motor. Nach 1 Stunde briest es auf, und raumschots segeln wir bei leichtem Wind entlang der Küste. Nach einem Luftholen dreht der Wind nördlich und frischt auf – erst 3, dann auf 5 und 6 Windstärken . Wieder baumen wir die Genua aus und segeln vor dem Wind bis Bonifacio. Ein wunderbarer Segeltag!

Die Genua ist 30 % eingerollt als wir den Ausbäumer wegnehmen, einen Aufschießer machen, das Großsegel bergen und unter Genua in den Kanal von Bonifacio einlaufen. Es ist noch Mai und der Hafenmeister meldet sich nicht. Um 18:00 Uhr ist wohl auch schon Feierabend. Nach einer Hafenrunde finden wir einen guten freien Platz, setzen Markus am Steg ab und machen an einer Mooring römisch-katholisch fest.
Ein Rundgang durch die Altstadt von Bonifacio begeistert uns, wie jeden der diese uneinnehmbare Stadt besichtigt.
Dienstag, 19. Mai
Bonifacio – La Maddalena
Für diese Stadt braucht man einfach mehr Zeit und so steigen wir am Vormittag noch einmal hinauf in die Altstadt. Bei einem Metzger kaufen wir korsisches Kalbfleisch und freuen uns, wie begeistert er seine selbst gemachten Würste und Pasteten anpreist. Sie schmecken aber auch einfach köstlich!

Bonifacio ist zweifellos der kulturelle und auch seglerische Höhepunkt der Reise. In dieser Meerenge zwischen Korsika und Sardinien wird viel Wind erwartet, bläst er doch meist mit zwei Windstärken mehr durch die Düse als weiter nördlich oder südlich. Irgendwo habe ich gelesen: Vielleicht kann man dieses Revier mit einer wunderschönen, aufregenden Vollblut-Italienerin vergleichen: Traumhaft schön, anmutig, lieblich, ungemein sexy und aufregend....aber....geh in Deckung, wenn sie wütend wird ...;-)
Erst um 15:00 Uhr laufen wir mit 2. Reff und eingedrehter Genua aus und segeln in der Straße von Bonifacio „just for fun" - Lustsegeln im besten Sinne. Einmal bis Ille Lavezzi, rüber nach Sardinien nach Punta Corvo (Marina) und zurück nach Lavezzi bei ca. 5 – 6 Beaufort. Hier suchen wir einen wunderbaren Ankerplatz auf, den wir mit tollem türkisenem Wasser von vielen Fotos kennen.

Der Plan ist, ganz dicht unter Land mit langer Vorleine am Felsen festzumachen, aber der Wind steht fast direkt in die Bucht. Mit einem rechtdrehenden Wind ist nicht zu rechnen und weniger soll der Wind in den nächsten Tagen auch nicht werden. Also heißt es, den vorläufig dicht unter Land geworfenen Anker wieder lichten und raus aus der Bucht. Es wird also nichts mit dem Besuch der türkisen Buchten und Sandstränden von Levezzi und Budelli im Meeresnationalpark – schade! Am Nachmittag gibt es zudem noch eine aktuelle Windwarnung für das Gebiet La Maddalena. Bei Starkwind möchten wir auch nicht in den Schlupflöchern der Inseln auf der Leeseite festgenagelt werden. Deshalb segeln wir mit 2 Reffs und voller Genua raumschots gleich bis nach La Maddalena, wo wir um 20:15 Uhr festmachen.
Das Kalbfleisch aus Bonifacio hatten wir noch dort im Hafen angeschmort. Jetzt kochen wir daraus mit Karotten, grünen Oliven und Roséwein einen korsischen Eintopf. Ein wunderschöner Segeltag klingt aus mit einem köstlichen Abendessen an Bord und viel korsischem Wein.
Mittwoch, 20. Mai
La Maddalena, Sturm- und Liegetag
Am Vorabend hatten wir schon Plan A und Plan B gemacht:
Plan A - Stadtbesichtigung, Hafenmanöver üben und dann raus in die Straße von Bonifacio zur Isola Budelli.
Plan B: Wir bleiben und legen einen Ruhetag ein.
Es kommt der angekündigte Mistral mit 8 Beaufort (und in der Straße von Bonifacio noch mehr). Da fällt uns am Morgen die Entscheidung leicht. Alle Yachten suchen Schutzhäfen auf und in La Maddalena läuft eine Yacht nach der anderen ein.

Cornelia und Angelika erkunden die Stadt. Katja, Markus, Hans und Jochen machen sich auf, Giuseppe Garibaldi auf der Nachbarinsel Caprera ihre Referenz zu erweisen. Zu Fuß geht's los, aber für Segler ist so ein Fußweg ganz schön lang. Das letzte Stück nimmt uns großzügig ein Linienbus mit: "Ach das ist ja nur noch ein kurzes Stück, dafür braucht Ihr nichts bezahlen."

Giuseppe Garibaldi wird auch „Held zweier Welten" genannt, denn er war sein Leben lang Revolutionär in Südamerika und in Italien. Erst musste er aus politischen Gründen nach Argentinien fliehen, wurde Freimaurer und errang militärische Erfolge gegen die Diktaturen in Brasilien, Uruguay und Argentinien. Im Revolutionsjahr 1848 kehrte er nach Europa zurück und kämpfte bis zu seinem Tode für die Einigung Italiens. Er kaufte die Insel Caprera und richtete sich hier ein landwirtschaftliches Gut ein.
Donnerstag, 21. Mai
La Maddalena
Sturm- und Liegetag, Stadtbummel. Cornelia und Angelika wollen ein paar Mitbringsel kaufen und bekommen einen Anruf von den anderen Crewmitgliedern. Die Handyverbindung ist schlecht und sie verstehen nur „Wo seid Ihr, wir wollen in 15 Minuten los." Kurzer Blick auf Wind und Wellen: „Die werden doch nicht ...?" Fragen sie sich. Nein, nicht mit unserem Boot. Die Fähre zum Festland ist gemeint. Wir setzen am Nachmittag nach Palau auf Sardinien über und suchen den Bahnhof, um einen Ausflug mit der kleinen Schmalspurbahn zu machen. Doch die ist seit März eingestellt. Das touristische Schmankerl allein konnte die alte Bahnstrecke wohl auch nicht mehr retten und so stehen wir auf dem verlassenen Bahnhof, der bereits die ersten morbiden Züge trägt.
Noch am Abend ist nicht klar, ob wir am nächsten Morgen auslaufen können. Es stürmt immer noch.

Freitag, 22. Mai
La Maddalena – Olbia
Am Morgen strahlt die Sonne und der Wind hat nachgelassen. Wir wollen nicht zu spät in Olbia sein, da wir das Boot noch übergabefertig machen müssen und so gehen wir für unsere Verhältnisse schon „früh" um 9:00 Uhr aus dem Hafen. Vollzeug geht es raumschots zwischen den Inseln des Archipels und dem sardischen „Festland" hindurch. Weiter draußen – die berühmten 3 Seemeilen vor der Küste - lenzen und spülen wir den Schwarzwassertank und bekommen den zunehmenden Wind genau von achtern. Wir baumen mit dem Spi-Baum die gereffte Genua wieder aus, binden 2 Reffs ins Groß ein und haben mit 8 kn Fahrt und Sonnenschein noch einen wunderbaren Segeltag.

Dann laufen wir hoch am Wind in das immer enger werdende Fahrwasser und es ist ein besonderes Erlebnis, unter Segeln bis nach Olbia aufzukreuzen. Wir sind als Mannschaft jetzt so gut eingespielt, dass wir erst im engen Hafen kurz vor dem Altstadtkai einen Aufschießer machen, das Groß und die Genua gleichzeitig bergen und den Motor nur auf „stand by" mitlaufen lassen. Markus kennt seinen Skipper inzwischen und bemerkt schmunzelnd: „Ich wusste, dass das noch kommt!" - Ein schöner Abschluss, gut gemacht Leute!
Am Altstadtkai kann man kostengünstig liegen, aber es gibt weder Wasser noch Elektrizität. Wir besuchen den auf der anderen Seite der Mole angesiedelten Yachthafen des Segelclubs „Circilo Maritimo Olbia", stellen uns vor und fragen, ob wir als Gäste im Hafen des Clubs liegen dürfen. Der Hafenmeister ruft für uns den Tankwart, so dass wir Diesel bunkern können – Vorsaison! Dann weist er uns einen Liegeplatz an und zeigt uns die Sanitär- und Serviceeinrichtungen sowie das Casino. Für günstige 40,- € „all inclusiv" ist dies der ideale Platz für einen Crewwechsel.
Auf Empfehlung der Clubmitglieder besuchen wir in der Altstadt von Olbia das wunderbare Restaurant Molobrin und beschließen den Törn mit einem köstlichen Dinner.
Der Crew muss der Törn wohl gefallen haben, denn der Skipper wird mit einem Platting, einer maritim gespleißten Fußmatte, für sein eigenes Boot und einem korsischen Kräuterlikör beschenkt. So eine Überraschung! Damit hatte ich ja wirklich nicht gerechnet!
Den Dank gebe ich gerne zurück, Ihr Lieben
Jederzeit gerne wieder. Ihr seid eine Supercrew!